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Von Arbeit bis Wohnen: Was Flüchtlinge aus der Ukraine wissen müssen
Sicherheit ist die erste Priorität für Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine nach Österreich flüchten. Ein warmherziger Empfang, Erstversorgung und ein wenig Zeit zum Durchatmen nach der Ankunft sind wichtig.
Ratgeber in Ukrainischer Sprache
Für kriegsvertriebene Ukrainer:innen stellen sich Fragen nach Wohnraum, Zugang zum Arbeitsmarkt, Sozialversicherung, Schule etc. Wir haben die häufigsten Fragen gesammelt und beantwortet. Die wichtigsten Informationen haben wir für Sie im nachfolgenden Ratgeber auch in ukrainischer Sprache zusammengestellt.
Rechtliches
Haben Geflüchtete aus der Ukraine ein Aufenthaltsrecht in Österreich?
Ein befristetes Aufenthaltsrecht haben:
- ukrainische Staatsangehörige sowie Asylberechtigte und Staatenlose mit Schutzstatus, die die Ukraine seit dem 24. Februar 2022 verlassen mussten. Außerdem deren Familienangehörige: Ehepartner:innen und eingetragene Partner:innen, minderjährige ledige Kinder und sonstige enge Verwandte, wenn sie vor dem 24. Februar 2022 zusammen in einem Haushalt gelebt haben.
- Ukrainer:innen, die zum Stichtag 24. Februar 2022 einen gültigen Aufenthaltstitel hatten, der mangels Erfüllung der Voraussetzungen nicht verlängert oder entzogen wurde.
- Ukrainer:innen, die sich zum Stichtag 24. Februar 2022 in Österreich aufgehalten haben und die nach Ablauf ihrer visumfreien oder visumpflichtigen Zeit nicht mehr in die Ukraine zurückkehren können.
Das Aufenthaltsrecht besteht derzeit bis 04. März 2026. Sie erhalten nach Registrierung einen „Ausweis für Vertriebene“, der Ihr Aufenthaltsrecht dokumentiert.
Wie funktioniert die Registrierung in Österreich?
Ukrainer:innen müssen sich bei einer Polizeidienststelle bzw. einem besonderen Aufnahme- oder Registrierungszentrum melden, die in allen Bundesländern eingerichtet sind. Sie finden die Adressen für die Registrierungsstellen auf der Website der BBU: Erfassungsstellen ukrainischer Kriegsflüchtlinge - BBU.
Wichtig ist, dass Sie Dokumente mithaben, die ihre Identität bestätigen (Reisepass, Personalausweis, Führerschein, etc.). Nehmen Sie außerdem, sofern vorhanden, Ihre Personenstandsdokumente wie Geburtsurkunde und Heiratsurkunde zur Registrierung mit. Bei Personen ab 14 Jahren werden zusätzlich Ihre Fingerabdrücke abgenommen.
Mit diesen Daten wird der Ausweis für Vertriebene („blaue Aufenthaltskarte“) ausgestellt, die postalisch an die Meldeadresse zugestellt wird. Es ist daher wichtig, dass Sie sich vorab beim Meldeamt (Gemeindeamt) anmelden.
Falls Sie nicht alle Dokumente haben, können Sie sich trotzdem registrieren lassen. In diesem Fall wird das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) sich nach der Registrierung bei Ihnen melden, um fehlende Daten aufzunehmen.
Dürfen ukrainische Vertriebene in Österreich arbeiten?
Ja, mit dem Ausweis für Flüchtlinge („blaue Aufenthaltskarte“) ist auch das Recht verbunden, in Österreich in allen Branchen und Regionen zu arbeiten.
Können ukrainische Vertriebene ein besseres Aufenthaltsrecht erhalten?
Seit 1. Oktober 2024 können Sie von Ihrem „Ausweis für Vertriebene“ auf eine „Rot-Weiß-Rot-Karte plus“ umsteigen, wenn Sie folgende Voraussetzungen erfüllen:
- In den letzten 24 Monaten vor dem Antrag auf eine „Rot-Weiß-Rot-Karte plus“ haben Sie mindestens 12 Monate vollversichert (also über der Geringfügigkeitsgrenze = 551,10 € im Jahr 2025) gearbeitet,
oder - Sie waren in dem Zeitraum (über der Versicherungsgrenze) selbstständig erwerbstätig und bei der Sozialversicherung der Selbstständigen SVS versichert;
- Sie können Deutschkenntnisse auf dem Sprachniveau A1 nachweisen;
- Ihr Lebensunterhalt und der Ihrer Familienangehörigen in Österreich ist anhand eines bestimmten Einkommens gesichert.
Die Rot-Weiß-Rot-Karte plus ist höchstens 12 Monate gültig und kann so lange verlängert werden, solange Sie die Voraussetzungen erfüllen.
Unter bestimmten zusätzlichen Voraussetzungen können Sie auch sofort eine Rot-Weiß-Rot-Karte plus für 3 Jahre erhalten:
- Zusätzlich zu den oben genannten Voraussetzungen leben Sie seit mindestens 2 Jahren mit einem Aufenthaltstitel (z.B. mit dem „Ausweis für Vertriebene“) in Österreich;
- Sie erfüllen das Modul 1 der Integrationsvereinbarung (= Deutschkenntnisse auf Niveau A2 und Absolvierung eines „Wertetests“)
In beiden Fällen muss Ihr Reisepass mindestens so lange gültig sein, wie die Rot-Weiß-Rot-Karte plus, die Ihnen ausgestellt wird. In Wien ist die MA35 für Ihren Antrag zuständig (MA 35 - Einwanderung und Staatsbürgerschaft, Kontakte und Themen).
Wo finden Vertriebene Arbeit?
Das AMS informiert über Jobangebote, hilft mit Deutschkursen und sonstigen Dingen, die benötigt werden. Dafür ist es notwendig, sich beim AMS zu melden. Dabei werden Daten wie Ausbildung, berufliche Erfahrungen, Kompetenzen und Angaben zur Person aufgenommen. Zum Gespräch bitte unbedingt die „blaue Aufenthaltskarte“ und nach Möglichkeit jemanden zum Dolmetschen mitnehmen.
Für allgemeine Informationen zum Arbeitsmarkt hat das AMS eine E-Mail-Adresse eingerichtet. Hier werden Fragen auch auf Ukrainisch oder Russisch beantwortet: ukraine@ams.at
Sozialversicherung
Können Schutzsuchende aus der Ukraine Leistungen aus der Krankenversicherung beziehen?
Ja. Sie werden rückwirkend ab 24. Februar 2022 in die Krankenversicherung einbezogen und haben damit Anspruch auf Sachleistungen. Sie können also ärztliche Hilfe und Heilmittel auf Kosten der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) erhalten.
Zur Überprüfung ihres Leistungsanspruchs durch die Vertragspartner:innen erhalten sie einen E-Card-Ersatzbeleg zusätzlich zur „blauen Aufenthaltskarte“ und der zugeteilten Sozialversicherungsnummer. Die bei der Registrierung bei der Polizei angegebenen Daten werden über das Grundversorgungssystem an die ÖGK weitergeleitet. Dort stellen die Kundenservicestellen den E-Card-Ersatzbeleg aus.
Was, wenn sie noch keinen E-Card-Ersatzbeleg haben?
Solange sie noch keine Sozialversicherungsnummer bzw. keinen E-Card-Ersatzbeleg haben, müssen sich Geflüchtete aus der Ukraine mit ihrem Reisepass als Staatsbürger:innen ausweisen oder den Flüchtlingsstatus anders beweisen. Nachdem eine Kopie des Reisepasses angefertigt und persönliche Daten aufgenommen wurden, können sie medizinisch versorgt werden.
Müssen Rezeptgebühr und Selbstbehalte bezahlt werden?
Nein. Aufgrund besonderer sozialer Schutzbedürftigkeit sind Geflüchtete von der Rezeptgebühr befreit und von Selbstbehalten ausgenommen.
Tipp
Schule/Kinderbetreuung
Können aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche in Österreich eine Schule besuchen?
Ja. Es besuchen bereits etwa 4.000 aus der Ukraine geflüchtete Kinder die Schule. Die Bildungsdirektion Wien hat eine Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche mit Fluchthintergrund eingerichtet und informiert hier über die Schulplatzvergabe: Hilfe und Unterstützung durch die Bildungsdirektion für Wien.
Wie können die Kinder weiter Ukrainisch lernen?
Bei der Bildungsdirektion Wien gibt es auch die Möglichkeit, sich als muttersprachliche Lehrkraft für Ukrainisch zu melden. Außerdem sollen pädagogisch qualifizierte Geflüchtete rasch in diesen Prozess eingebunden werden.
Tipp
Wohnen
Welche Stelle koordiniert die Unterkünfte für Schutzsuchende aus der Ukraine?
Die Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU): Ukraine-Hilfe: So können Sie unterstützen – BBU
Kann ich selbst eine Unterkunft anbieten?
Ja. Damit gewisse Standards für die geflüchteten Gäste garantiert werden können, sollten Sie Ihre angebotene Unterkunft registrieren. Sie können sich diesbezüglich entweder bei der BBU direkt melden oder entsprechenden Aufrufen seriöser Hilfsorganisationen wie Diakonie und Caritas folgen, die private „Wohnraumspenden“ sammeln und koordinieren.
Tipp
Den Link zum Anmeldungsformular für „Nachbarschaftsquartiere“ der BBU finden Sie hier: Ukr. New. Möchten Sie helfen? - BBU
Worauf muss insbesondere bei der Unterbringung von Frauen und Kindern geachtet werden?
Leider gibt es neben der überwältigenden Hilfs- und Unterstützungsbereitschaft der Menschen womöglich auch in Österreich solche, die insbesondere die schwierige Lage geflüchteter Frauen und Kinder ausnutzen. Klare Richtlinien für eine sichere Unterbringung vulnerabler Personen sollen nicht zuletzt Missbrauch und Menschenhandel verhindern.
Tipp
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