
Was wir vom deutschen Chancen-Index lernen können
In Deutschland wurde 2024 das Startchancen-Programm eingeführt, um Schulen mit großen Herausforderungen besser zu unterstützen und Chancengerechtigkeit im Bildungssystem voranzutreiben. Über einen Zeitraum von zehn Jahren sollen rund 20 Milliarden Euro investiert werden, um den Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Herkunft und Bildungserfolg zu mindern.So funktioniert's
Insgesamt sollen 4.000 Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schüler:innen finanziell gestärkt werden, wobei rund 60 Prozent des Budgets den Grundschulen (Volksschulen) zukommen sollen. Die Finanzierung erfolgt je zur Hälfte durch den Bund und die Länder. Zur Verteilung der Mittel wird ein Sozial-Index verwendet, der den Anteil an armutsgefährdeten Schüler:innen, die Anzahl der Kinder und Jugendlichen mit Migrationsbiografie sowie das Bruttoinlandsprodukt der Bundesländer berücksichtigt. Die Bundesländer teilen die ihnen zugewiesenen Mittel anhand transparenter Kriterien auf die einzelnen Schulen auf.
Das Programm zielt darauf ab, die schulischen Kompetenzen der Schüler:innen, insbesondere in Mathematik und Deutsch, zu verbessern, ihre sozio-emotionalen Kompetenzen zu stärken und ihre demokratische Teilhabe zu fördern. Institutionell soll eine datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung die Lehrkräfte qualifizieren und die Autonomie der Schulen erhöhen, um bedarfsgerechte Lösungen zu fördern und die Bildungsangebote zu verbessern.
Ein mutiger Schritt
Das Startchancen-Programm ist das größte und langfristigste Bildungsprogramm der Geschichte Deutschlands, ein mutiger und notwendiger Schritt. Auch für Österreich ist eine mutige Chancenoffensive dieser Art dringend notwendig.
Eine ganze Reihe von Schritten in diese Richtung wurden in den vergangenen Jahren bereits getätigt: Seit dem Bildungsreformgesetz 2017 wurden wichtige rechtliche Grundlagen für die Möglichkeit geschaffen, einen Chancen-Index bundesweit anwenden zu können. Sowohl auf Bundes- wie Landesebene wurden von Bildungsverwaltungen auch die Messgrundlagen sozialindizierter Schulstandorteinstufung geschaffen, die für eine solche Umsetzung nötig werden.
Und in einigen Pilotprojekten wie dem Projekt „Grundkompetenzen absichern“ oder dem Projekt „100 Schulen 1.000 Chancen“ wurden erste Erfahrungswerte gesammelt, wie vergebene Unterstützungsressourcen für Schulstandortentwicklung, Kompetenzentwicklung und auch strukturelle Ausstattung eingesetzt werden können.
Zum Vergleich: Um aus dem gegenwärtig laufenden „100 Schulen – 1.000 Chancen“-Pilotprojekt ein österreichweites „Startchancen-Programm“ nach deutschem Vorbild zu machen, müsste die Zahl der teilnehmenden Schulen verfünffacht, das Investitionsvolumen verzehnfacht und die Förderlänge um sechs Jahre verlängert werden. Mehr zum Thema finden Sie in folgenden Blog-Beiträgen: