Security Mitarbeiter auf einem Festival
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13.3.2025

Sicherheitskräfte unter Druck – wer beschützt die Beschützer:innen?

Überlange Dienste, kaum planbare Arbeitszeiten, unfaire Bezahlung – Bianca Schrittwieser (Leiterin der Abteilung Arbeitsrecht) und Gernot Kopp (vida Fachbereichsvorsitzender Gebäudemanagement) berichten über eine Branche mit Risiken und Nebenwirkungen: 


Bianca Schrittwieser, Leiterin der Abteilung Arbeitsrecht in der AK Wien

Bianca Schrittwieser, Leiterin der Abteilung Arbeitsrecht: „Der Großteil der Abrechnungen, die uns vorgelegt wurden, war fehlerhaft.“

Mehr Infos zum Thema finden Sie in unserer Presseunterlage

Zur arbeitsrechtlichen Fallanalyse

Von 1. Jänner 2023 bis 30. November 2024 wurden rund 400 Fälle aus der Branche analysiert und ca. 700 Beratungsgespräche in der AK Wien geführt. Das ist in Anbetracht der vergleichsweisen kleinen Branche eine bemerkenswerte Zahl an Fällen. Insbesondere weil sich nur ein Teil der von Unrecht betroffenen Beschäftigten an die AK wendet und die Dunkelziffer immer höher ist. Die Erhebung gibt wichtige Einblicke in den Arbeitsalltag der privaten Sicherheitskräfte.

Wie geht's den Sicherheitskräften?

Sie bewachen Banken, Botschaften, Einkaufszentren und sorgen für unsere Sicherheit bei Veranstaltungen – die Beschäftigten der Bewachungsbranche. Eigentlich könnte man erwarten, dass die Arbeitsbedingungen in einem Bereich, der so viel Verantwortung mit sich bringt, auch entsprechend gut sind. Leider ist das nicht immer der Fall. Von Anfang 2023 bis Ende 2024 haben die AK Expert:innen die Bewachungsbranche genau unter die Lupe genommen. 

  • Der Frauenanteil bei diesen Fällen lag bei 20 Prozent (Männer 80 Prozent). Etwas anders ist das Geschlechterverhältnis der Branche in Österreich insgesamt - nämlich 40 Prozent Frauen und 60 Prozent Männer.

  • Die Branche ist von hoher Fluktuation geprägt: 62 Prozent der Beschäftigten bleiben weniger als ein Jahr im selben Betrieb, nur sieben Prozent bleiben länger als fünf Jahre. Die Mehrheit wechselt aber nur den Arbeitgeber und nicht die Branche.

  • Die meisten Arbeitnehmer:innen, die sich an die AK Wien wandten, waren in der Gebäudebewachung, im Portierdienst, bei Revierfahrten oder der Baustellenbewachung tätig.

  • Fast drei Viertel der Betroffenen arbeiteten in Vollzeit, während ein Viertel in Teilzeit oder geringfügig beschäftigt war.

  • Die Marktführer in der Bewachungsbranche sind G4S, Securitas, SIWACHT und ÖWD. Das spiegelt sich auch in der Beratung wider: Rund 57 Prozent der untersuchten Fälle betrafen einen dieser vier Player. Allerdings wurden bei diesen Unternehmen öfter außergerichtliche Einigungen erzielt.

  • Im Beobachtungszeitraum wurden von der AK Wien (in 97 Fällen vor Gericht und außergerichtlich) Ansprüche in der Höhe von rund 360.000 Euro für Beschäftigte der Bewachung erstritten. 

Welche Anliegen haben die Beschäftigten?

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Mehrarbeit bzw. Überstunden (36,1 %)
Minusstunden (23,7 %),
Diskriminierung und Mobbing (12,4 %)
Ausbildungskosten (8,9 %)
Entlassungen (5,9 %)
Einstufung (4,1 %)
Arbeitszeitproblematik (3,6 %)
Arbeitskleidung (3,5 %)
Zuverlässigkeitsüberprüfung (2,4 %)



Unsere Forderungen

  • Verlässliche und transparente Arbeitszeiten
  • Bessere Arbeitsbedingungen
  • Schutz vor unfairen Kündigungen
  • Reform der Zuverlässigkeitsprüfung und Ausbildung
  • Maßnahmen gegen Lohn- und Sozialdumping


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