
Wie enkelfit ist unser Pensionssystem?
Eine aktuelle Studie von Eco-Austria vergleicht elf europäische Pensionssysteme und kommt zum Schluss, dass die Niederlande, Dänemark und Schweden mit ihren Systemen führend sind, weil sie eine starke zweite Säule mit Kapitaldeckung entwickelt haben.
„Ein kritischer Blick auf die Eco-Austria-Studie offenbart die Schwächen der vermeintlichen Top-Länder“, sagt Wolfgang Panhölzl, Leiter der Abteilung Sozialversicherung in der AK.
Panhölzl kommt in seiner Analyse zu folgendem Ergebnis: „Österreich hat sich trotz des hohen nationalen und internationalen Drucks sein umlagefinanziertes öffentliches Pensionssystem bewahrt. Gerade der Vergleich mit Schweden, Dänemark und den Niederlanden zeigt die Vorteile unseres Pensionssystems.“
Eco-Austria – Studienergebnisse fragwürdig
Die Studie „Pension systems in Europe: challenges and best practices“ wurde von Eco-Austria im Auftrag der Erste Bank Stiftung und der Vienna Insurance Group durchgeführt. Wenig überraschend kommt sie zu dem Ergebnis, dass die Einbeziehung kapitalgedeckter Komponenten die Pensionen nachhaltig sichern könne, dies auch unter Berufung auf die Pensionssysteme in den Niederlanden, Dänemark und Schweden.
Die relevantesten Schwächen der Pensionssysteme in Schweden, den Niederlanden und Dänemark:
- Das Pensionsantrittsalter wird in unzumutbare und unrealistische Höhen gehoben.
- Die Beitragszahlungen in beide Säulen liegen in Summe deutlich über dem österreichischen Niveau.
- Die bereinigte Abgabenquote ist in allen drei Ländern deutlich höher als in Österreich.
- Trotz hoher Beitragszahlungen und des späten Pensionsantritts steigen die Gesamtaufwendungen für Pensionen.
- Die Aufwendungen für Invalidität sind deutlich höher als in Österreich.
- Hinterbliebenenpensionen sind in den drei Ländern nicht vorgesehen.
- Arbeitnehmer:innen, die nicht von Kollektivverträgen erfasst sind, und alle Selbstständigen sind in die zweite Säule nicht einbezogen.
Hohe Verwaltungskosten in den Niederlanden
Insgesamt erweisen sich die scheinbar effizienten Systeme mit hoher Kapitaldeckung als äußerst ineffizient. Mit enormem Mitteleinsatz werden zwar gute Pensionen finanziert, aber nur für eine kurze Bezugsdauer und nur für einen Teil der Erwerbstätigen.
Einer der Gründe für die Ineffizienz dieser Pensionssysteme liegt in den enorm hohen Verwaltungskosten der Kapitaldeckung. So zeigt eine Analyse der Hans Böckler Stiftung für den niederländischen Pensionsfonds Verwaltungs- und Investitionskosten im Jahr 2020 in einer Größenordnung von 23 Prozent der einbezahlten Beiträge bzw. fast 30 Prozent der ausbezahlten Renten.
Im österreichischen Pensionssystem betragen die Verwaltungskosten hingegen nur 1,3 Prozent. Das bedeutet: 98,7 Prozent der Beiträge fließen in Leistungen für die Versicherten.
Abgabenquote der EWR-Länder im Vergleich
Österreichs Pensionssystem ist enkelfit
Österreich hat sich trotz des hohen nationalen und internationalen Drucks sein umlagefinanziertes öffentliches Pensionssystem bewahrt. Gerade der Vergleich mit Schweden, Dänemark und den Niederlanden zeigt die Vorteile unseres Pensionssystems.
Ein gutes Pensionsniveau auch für die Jungen
Österreich bietet auch für junge Menschen ein gutes Pensionsniveau kombiniert mit einem Regelpensionsalter von 65 Jahren, vorzeitigen Pensionsmöglichkeiten mit klaren Abschlägen für Schwerarbeiter:innen und Langzeitversicherte sowie hohen Anreizen für einen Pensionsaufschub. Österreich besteht den internationalen Vergleich trotz einer großzügigen Hinterbliebenenversorgung.
Unser Pensionssystem ist höchst effizient
Vor allem ist das österreichische Pensionssystem höchst effizient, fast 100 Prozent der Beiträge fließen direkt in Leistungen. Das ist wohl der größte Strukturvorteil zu den Vergleichsländern Schweden, Niederlande und Dänemark, in denen riesige Pensionsfonds mit enormen Verwaltungs-, Vertriebs- und Managementkosten die Alterssicherung wesentlich mitorganisieren. Zudem müssen – bei Einberechnung der Pensionskassenbeiträge – in diesen Ländern höhere Abgaben als in Österreich geleistet werden.
Herausforderung der Zukunft
Zusammenfassend bieten die Pensionssysteme in Schweden, den Niederlanden und Dänemark trotz höherer Beiträge nur einen späteren Pensionsantritt ohne bessere Leistungen. Ein solches Konzept kann für Österreich kein Vorbild sein. Die Herausforderung der Zukunft besteht in der Anhebung des faktischen Pensionsalters. Hier hat Österreich über die Hebung der Beschäftigungsquoten der 60- bis 64-Jährigen ein Riesenpotenzial, das nur gemeinsam mit Arbeitgeber:innen gehoben werden kann.