Influencer-Marketing: Ein Risiko für uns und unsere Kinder
Von chemiebelasteter Billigmode über Zuckerbomben bis hin zu riskanten Finanzprodukten – eine brandneu veröffentlichte europäische Untersuchung rechnet mit Influencer-Marketing auf TikTok, Instagram, YouTube & Snapchat ab. Influencer:innen verkaufen Produkte ohne klare Werbekennzeichnung, ohne Risikohinweise – und nutzen ihr Naheverhältnis zu Millionen Follower:innen aus. Selbstregulierung klappt nicht. Betroffen: Fast Fashion, ungesunde Lebensmittel und Finanzprodukte. Die AK fordert dringenden Schutz für Minderjährige. Lesen Sie hier die Ergebnisse des Berichts.
Shein, Temu & Co. – Billigware um jeden Preis
Die Textilindustrie verursacht rund zehn Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen. Jede Sekunde wird eine Lkw-Ladung Kleidung vernichtet. Plattformen wie Shein und Temu befeuern die Überproduktion im Modebereich weiter – mit Risiken für Umwelt und Konsument:innen.
So werden Influencer:innen eingespannt:
- Influencer:innen fördern Kultur des Überkonsums: Massen-Einkäufe („Hauls“) als Must-haves – dokumentiert ist etwa eine norwegische Influencerin mit 35.000 Euro Einkaufswert.
- Verschleierte Werbung: Rabattcodes, Gratisprodukte, Provisionen – ohne Transparenz. Statt Werbung wird „persönliche Empfehlung“ gespielt.
Süß, salzig, gefährlich – Junk-Food für Kinder
Jedes dritte Kind in Europa lebt mit Übergewicht oder Fettleibigkeit. In Österreich ist Übergewicht das häufigste Gesundheitsproblem bei Kindern – Tendenz steigend. Die WHO macht auch allgegenwärtiges Marketing verantwortlich.
Die Analyse von über 300 Instagram-Posts zeigt:
- Schleichwerbung: Kooperationen werden systematisch nicht gekennzeichnet – besonders bei Kurzvideos und 24-Stunden-Posts.
- Emotionale Manipulation: Junk-Food als Belohnung oder Selbstfürsorge, Softdrinks fürs Lernen, nachgestellte Familienszenen.
- Verschmelzung mit Kinderwelten: Kooperationen mit Games und Stars normalisieren Ungesundes als Teil der Kindheit – Ernährungsbildung wird ausgehebelt.
- Falschaussagen bei Nahrungsergänzung: Bei Muskel- und Beautypillen sind neun von zehn Aussagen fachlich falsch.
Finanzprodukte – wenn „Bildung“ nur Fassade ist
Finanzbildung ist wichtig. Eine aktuelle AK Analyse österreichischer Finfluencer:innen zeigt massive Probleme – als „Finanzbildung“ verkaufte Inhalte sind oft fragwürdig.
- Verzerrte Darstellungen: Sparbücher werden pauschal schlechtgeredet („Ihr verliert Geld!“), Wertpapiere mit überzogenen Renditen gepusht – ohne Risikohinweise.
- Versteckte Provisionen: „Bestes Online-Sparkonto“, „bester Broker“ – ob sachliche Empfehlung oder provisionsgesteuerte Info, bleibt oft im Dunkeln, Hinweise maximal im Kleingedruckten.
- Keine Qualifikation: Manche treten als „Unternehmensberater“, „Werbeagentur“ oder sogar „Frühstückspension“ auf – eine Berechtigung zur Vermögensberatung fehlt häufig.
Unsere Forderungen
Jetzt ist der österreichische und europäische Gesetzgeber am Zug – zum Schutz der Konsument:innen und vor allem der Kinder. Die AK verlangt:
- Minderjährige schützen: Unrealistische Renditeversprechen ohne Risiko-Infos und ungesunde Ernährungsempfehlungen müssen EU-weit gesetzlich verboten werden.
- Schluss mit Schleichwerbung: Es ist eine klare, EU-weit einheitliche Kennzeichnung, wer wofür bezahlt wird, unerlässlich. Verstöße müssen wirksam bestraft werden.
- Qualifikation offenlegen, auf Provisionen deutlich hinweisen: Wer Ernährungs- oder Finanztipps gibt, braucht nachweisbare Kompetenz und muss seinen gewerberechtlichen Status zeigen.
- Plattformen in die Pflicht: Social-Media-Konzerne mitverantwortlich machen. Klare Regeln, faire Verteilung der Verantwortung zwischen Influencer:innen, Agenturen und Plattformen sind auf EU-Ebene nötig.
Studie
Zwischen März und September 2025 nahmen die AK Wien und 13 Konsumentenschutzorganisationen aus zwölf Ländern Influencer:innen auf TikTok, Instagram, YouTube und Snapchat unter die Lupe. Dabei ging es um drei besonders problematische Bereiche: Billigware aus Drittländern, Lebensmittel und Finanzen. Den Bericht „Influencer Marketing Unboxed“ hat die BEUC, der EU-Dachverband von mehr als 40 europäische Konsumentenschutzorganisationen, zusammengefasst.
Fazit
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