Wohlhabender Mann mit Sonnenbrille
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5 Gründe, warum die Wertpapier-KESt bleiben soll

Wer arbeiten geht, zahlt bis zu 55 Prozent Steuern. Wer sein Geld mit dem Handel von Aktien und Wertpapieren verdient, zahlt nur 27,5 Prozent. Schon das ist ungerecht.

ABER: Jetzt plant die Regierung, diese Wertpapier-KESt sogar GANZ zu streichen. Man könnte Millionen mit dem Verkauf von Aktien verdienen und müsste keinerlei Steuern zahlen.

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Nein zu Steuergeschenken für Superreiche!

Als Arbeiterkammer finden wir: solange die Steuern auf Arbeit in Österreich zu den höchsten auf der Welt gehören, sollte die Regierung die Steuern auf Aktiengewinne nicht senken – und erst recht nicht streichen. 

Begründet wird die Maßnahme damit, die private Vorsorge und den Kapitalmarkt stärken zu wollen. Aber eine Abschaffung der Wertpapier-KESt - wie von Finanzminister Magnus Brunner geplant - ist ein lupenreines Steuergeschenk für reiche und superreiche Haushalte.

Für die private Vorsorge der breiten Mehrheit der Bevölkerung bringt sie wenig bis nichts. Schon jetzt lastet der Sozialstaat zu stark auf den Arbeitseinkommen der Beschäftigten, der Steuerbeitrag von Unternehmen, Vermögen und Kapitalerträgen ist unterdurchschnittlich.

Die AK spricht sich gegen eine Abschaffung der Wertpapier-KESt aus.

Nein zu Steuergeschenken für Superreiche!


5 Gründe

  • Das Steuersystem wird ungerechter: Schon jetzt tragen Vermögen und Kapitalerträge zu wenig zum Steueraufkommen bei. Die Abschaffung der Wertpapier-KESt würde diese Schieflage verschlimmern. Ein Beispiel: wenn ein Investor vor 10 Jahren Apple Aktien um 1 Mio Euro gekauft hat sind diese heute ca 15 Mio Euro wert. Nach den Plänen der Regierung sollen auf solche Millionengewinne (nach einer Behaltefrist) 0 € Steuern anfallen. Im selben Zeitraum zahlt ein Durchschnittsverdienener mehr als 50.000 € an Lohnsteuern – Das ist ungerecht!

  • Hohe budgetäre Kosten: Die Abschaffung der Wertpapier-KESt auf Kursgewinne kostet 200 bis 300 Mio € jährlich, in guten Börsejahren noch deutlich mehr. Geld, das wir dringend für die Bekämpfung der Armut und der Langzeitarbeitslosigkeit, für bessere Schulen und die Pflege brauchen.

  • Erhöht Ungleichheit: Wie viele Menschen kennen Sie, die Aktien halten? Nicht viele? Dann gehören sie zum Durchschnitt. In Österreich besitzen weniger als 10% der Menschen Aktien – Umfragen ergeben, dass das vor allem sehr reiche Menschen sind. Streicht man die Aktiensteuer können Reiche noch schneller reich werden. Der Rest zahlt weiter bis zu 55 % Lohnsteuer.

  • Keine Hilfe für kleine SparerInnen: Viele kleiner SparerInnen investieren ungern in Aktien, weil sie Angst haben, dass sie durch die Kursschwankungen der Märkte ihr kleines Vermögen verlieren. Klein- und MittelverdienerInnen können sich das nicht leisten, weil sie das Geld für die Anschaffung der nächsten Waschmaschine brauchen. Ein guter Job, eine sichere staatliche Pension und eine leistbare Gemeinde- oder Genossenschaftswohnung sind für die Altersvorsorge der Bevölkerung viel wichtiger als Steuergoodies für Wertpapierdepots. Eine Aktien-Förderung geht an ihren Lebensrealitäten vorbei.
     
  • Gibt bessere Modelle: Will man die Aktionärsquote in der Bevölkerung steigern, braucht es niederschwellige Angebote. Man könnte das Pensionskassensystem stärken und mehr Menschen zugänglich machen. Auch Finanzbildung kann helfen. Oder man reduziert die Verwaltungskosten bei Banken, Fonds und Versicherungen – Förderungen nur gegen einen Kostendeckel wäre eine vernünftige Formel. Das würde kleinen AnlegerInnen helfen, dafür braucht man keine Steuergeschenke an die Superreichen zu machen. 

Hintergrund

Wer eine Aktie von Amazon um 3.000 Euro kauft und sie in einem Jahr um 4.000 Euro verkauft, zahlt Steuer auf den Kursgewinn von 1.000 €. Diese Steuer heißt Kapitalertragsteuer auf Wertpapiergewinne – kurz Wertpapier-KESt. Derzeit beträgt diese Steuer 27,5 %. Auf den Gewinn von 1.000 € werden also 275 € Steuer fällig, übrig bleibt ein Gewinn von 725 €. Allerdings hat Finanzminister Magnus Brunner von der ÖVP angekündigt, diese Steuer in Zukunft zu streichen. Dann sollen die Kursgewinne auf Aktien steuerfrei sein – vorausgesetzt man hat die Aktien eine gewisse Zeit lang (z.B. ein Jahr) gehalten.
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