Willkommen Datenschutzgrundverordnung
Fünf Jahre hat es gedauert, bis die Europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) fertig war. Zwei Jahre hatte sie Zeit zu reifen bzw. die EU-Länder hatten Zeit, sich auf die DSGVO vorzubereiten. Am 25.5.2018 – also vor knapp zwei Wochen – ist sie nun zum Leben erweckt worden.
Wäre die DSGVO ein Nahrungs- oder Genussmittel, könnte man aufgrund von Werdegang und Reifegrad auf ein sehr hochklassiges Produkt schließen. In punkto Betroffenenrechte und Transparenz kann man ihr dieses hohe Gütesiegel wohl auch zugestehen. In anderen Punkten erzielt sie eher weniger gute Wertungen. Ob sie insgesamt gut verdaulich ist, wird erst die Zukunft weisen.
Fotos
Die GPA-djp hat sich in Kooperation mit der AK Wien und der vida, am 30.5.2018 angesehen, wie die DSGVO in der betrieblichen Praxis umgesetzt wird. Wer sich die Fotos zur Veranstaltung ansehen möchte, klickt hier.Eröffnung und Keynotes
Nachdem Renate Blauensteiner (Vizepräsidentin der Arbeiterkammer Wien) die zahlreich Gekommenen begrüßt und auf die Digitalisierung als neue Herausforderung eingegangen war, eröffnete Agnes Streissler-Führer (Geschäftsführungsmitglied der GPA-djp) die Veranstaltung. Eine Metapher von ihr begleitete uns durch den Tag: „Die DSGVO ist die Straßenverkehrsordnung der digitalen Welt. Es geht darum, gemeinsam Verkehrsregeln weiterzuentwickeln, damit es nicht zu Unfällen kommt und der Verkehr flüssig bleibt. “ Immer wieder kam man auf diese Metapher zurück: „wenn sich nur einer an die Verkehrsregeln hält und alle anderen nicht, kann es nicht funktionieren“ oder „man muss die Regeln von Zeit zu Zeit anpassen“ waren Statements, die in den Pausen zu hören waren.
Andreas Krisch (Geschäftsführer der Datenschutzagentur , ausgebildeter Datenschutzbeauftragter und Kenner der internationalen Datenschutz- & Privacy-Szene) beschrieb in seiner Keynote die technischen Aspekte der DSGVO und ihre jeweiligen Wirkungen betriebsintern und nach außen.
Thomas Riesenecker-Caba (Geschäftsführer der FORBA, mit Sicherheit einer der erfahrensten Berater zum Thema Beschäftigtendatenschutz in Österreich) gab einen Einblick in die DSGVO-gemäße Datenverarbeitung im Betriebsratsbüro.
Workshops
Die Workshops wurden intensiv als Informations- und Diskussionsforen genutzt. Nachdem eine Person aber bekanntlich „mit einem Hintern nicht auf zwei Kirtagen tanzen kann“ und somit sieben Workshops verpasst hat, fassen wir einige Eindrücke zusammen, geben euch hier die verwendeten Unterlagen (so sie zur Verfügung gestellt wurden) und hoffen, damit Neugierde und Wissensdurst ein wenig zu stillen.
Workshop rot: Recht haben Recht bekommen
Markus Schapler (Rechtsschützer in der GPA-djp) gab Auskunft darüber, wie BetriebsrätInnen ihre Mitbestimmungs-, Informations- und Beratungsrechte gegenüber der Unternehmensführung durchsetzen können.
Workshop lila: Datenschutz und Demokratie
Werner Reiter und Andreas Czak (von epicenter.works) informierten hoch kompetent und engagiert rund um das Thema „digitale Selbstverteidigung„. Ihre Präsentationen zeigen wie die digitale Welt funktioniert und wie sich der/die Einzelne darin zurechtfinden kann. Wie schütze ich mich im Alltag vor zu großer Überwachung durch Internet-Riesen und wie schütze ich mein Kind vor dem sozialen Druck, „datenklauenden“ Apps zu benutzen? Walter Peissl führte das perfekte Protokoll vom Workshop epicenterworks.
Workshop grün: Datenschutzmanagement, Erfahrungen bei IBM
Tom Gödel (Betriebsrat bei IBM) gewährte einen Insider-Blick hinter die Kulissen des großen IT-Konzerns und seine Vobereitung auf die DSGVO – auch im Betriebsratsgremium selbst. Die wunderbaren Protokollnotizen zu diesem Workshop verfasste Irene Krenn.
Workshop türkis: der betriebliche Datenschutzbeauftragte
Sebastian Klocker (Datenschutzagentur) erklärte die Aufgaben und Befugnisse von betrieblichen Datenschutzbeauftragten, wie die DSGVO das vorsieht. Michael Gogola fasste die Inhalte sehr informativ zusammen.
Workshop blau: die Rahmen-Betriebsvereinbarung zur DSGVO
Eva Angerler (Abteilung Arbeit & Technik) wartete mit einer speziell auf die DSGVO abgestimmten Rahmenbetriebsvereinbarung und einer dazu passenden Checkliste für Betriebsvereinbarungen nach der DSGVO auf. Wozu kann sie eingesetzt werden? Was wird mit der Rahmen-BV abgedeckt? Welche Formulierungen sind hilfreich und wichtig?
Workshop orange: sag mir wo die Daten sind
Karin Koller (Rechtsschützerin in der GPA-djp) unternahm einen detektivischen Streifzug durch die unendlichen Weiten der personenbezogenen Daten in einem Unternehmen und gab Tipps, wo man die Daten suchen und finden könnte.
Workshop gelb: das Verarbeitungsverzeichnis des Betriebsrats
Thomas Riesenecker-Caba (FORBA) und Martina Chlestil (AK Wien) stellten umfangreiche juristische Informationen und das Verarbeitungsverzeichnis für Betriebsräte zur Verfügung und gaben konkrete Hilfestellung, wie das Dokument gemäß DSGVO auszufüllen ist.
Workshop rosa: Social Media, Arbeitsrecht, Urheberrecht und Datenschutz
Robert Steier (Leiter der Rechtsabteilung bei vida) gab umfassende Auskunft über die Rechtslage wenn der Betriebsrat das Internet nutzt. Paul Hösch hat fleißig protokolliert und viel Wertvolles rund um Bilder, Fotos und Homepages der Betriebsräte festgehalten.
Robert Steier kam zu der Conclusio: „Viele verschiedene Rechtmaterien spielen in der digitalen Welt mit. Manches davon wird nun unter der DSGVO verhandelt, obwohl es eigentlich nur sehr am Rande damit zu tun hat. Da wird mit einem Gesetzestext viel mittransportiert, das eigentlich ganz normale Betriebsratsarbeit ist.“
In diesem Sinne hoffen wir, einigen Teilnehmenden einige Unsicherheiten genommen zu haben und freuen uns auf weitere Zusammenarbeit, denn: Eine/r alleine kann seine/ ihre Privatsphäre nicht schützen, dazu braucht es viele.