Ferdinand Hanusch
Ferdinand Hanusch © Wien Geschichte Wiki

Sozialreformer Ferdinand Hanusch – und wo stehen wir heute?

Ob 8-Stundentag oder Unterstützung für arbeitslose Menschen, ob Verbot von Kinderarbeit, Karenz für Gebärende oder das Betriebsräte- und Arbeiterkammergesetz: Ferdinand Hanusch war ein großer Sozialreformer. 

In nur wenigen Jahren – zwischen 1918 und 1920 – gelang es Ferdinand Hanusch unter außerordentlich schwierigen Bedingungen im Gefolge der Verheerungen des Ersten Weltkrieges, sozialpolitische Maßnahmen zu setzen und Entwicklungen anzustoßen, die Österreich bis heute kennzeichnen.

Einblicke in Hanuschs Leben 

Kurt Scholz und Mercedes Echerer vermittelten im Herbst 2023 in einer kongenialen Doppel-Conférence Einblicke in Hanuschs Leben und Wirken und zeigten, wie einprägsam seine Texte noch immer sind:


Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand neben der Würdigung eines großen Politikers, ein aktueller Blick auf jene Themen, die Hanusch so nachhaltig geprägt hat.

Hochkarätige Expert:innen diskutierten: Wie steht es heute um gute Arbeit? Können sich Menschen in Österreich damit die Grundlage für ein gutes Leben sichern? Wie steht es um die Aufteilung der Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern? Welche Folgewirkungen hat Arbeitslosigkeit? Gibt es einen gerechten und fairen Zugang zu gesundheitlicher Versorgung für alle?

Darüber hinaus ging es auch um die Frage, welche Lehren wir heute aus dem Wirken von Ferdinand Hanusch ziehen können. Denn er hat eindrücklich gezeigt, dass politisches Gestalten im Interesse der Vielen auch unter widrigsten Umständen möglich ist.

Auf Spurensuche

Die Historikerin Brigitte Pellar begab sich auf Spurensuche: 

Kurzbiographie

Ferdinand Hanusch wurde 1866 als viertes Kind einer Weberfamilie (sein Vater war kurz vor seiner Geburt an Tuberkulose verstorben) im damaligen Schlesien (heutige Tschechische Republik) geboren. Bitterste Armut und Not sowie prekäre Bedingungen schwerer (Kinder-)Arbeit prägten seine Kindheit und Jugend.

Aufgrund dieser Erfahrungen begann er früh, sich in der Gewerkschaftsbewegung zu engagieren und wurde 1903 zum Vorsitzenden der Gewerkschaftskommission, dem Leitungsorgan der sozialdemokratischen Gewerkschaftsbewegung bestellt. Für unterschiedlichste Sozialreformen setzte er sich seit 1907 als sozialdemokratischer Abgeordneter im Reichsrat ein.

Nach dem Ende der Habsburgischen Monarchie setzte er diese Arbeit in der Provisorischen Nationalversammlung (1918) und in der Konstituierenden Nationalversammlung (1919) fort. Von 1920 bis zu seinem Tod 1923 war er Mitglied des österreichischen Nationalrates. Als erster Staatssekretär für soziale Fürsorge bzw. Verwaltung war er zwischen 1918 und 1920 der erste Sozialminister Österreichs und revolutionierte mit rund 80 Sozialgesetzen die österreichische Sozialpolitik. 

1921 fanden die ersten AK Wahlen statt. Arbeiter:innen und Angestellte wählten in allen Bundesländern eine Vollversammlung. Die Vollversammlung der AK Wien wählte Franz Domes, den Vorsitzenden des Metallarbeiterverbandes und der Reichskommission der freien Gewerkschaften zum ersten AK Präsidenten. Erster AK Direktor und Vorsitzender der Arbeitersektion wurde Ferdinand Hanusch.  


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